Der Sitz zum Hoff
Was aus dem „Sitz zum Hoff“ wurde
Landsassengut Hof geht bis ins 8. Jahrhundert zurück / Vom Wasserschloß zum ländlichen Wohnhaus
Der alte ”Sitz zum Hoff” auf einer Zeichnung von Bösner um 1860
Mit der Gründung des Klosters Chammünster 739, zur Christianisierung und Kolonisierung tritt die Gegend um Cham ins Licht der Geschichte.
Die Ortschaft Hof, früher zur Gemeinde Chammünster gehörend, heute Stadtgebiet Cham, war mit Chammünster schon in früheren Jahrhunderten immer eng verbunden. Ob allerdings das heutige Hof dasselbe ist, wie in einer herzoglichen Urkunde von 1224 erwähnte Hof, das als Absteigequartier der Herzöge galt, lässt sich nicht nachweisen.
Bei dem Namen Hof handelt es sich um einen Einzelsitz, Edelsitz. Heute noch erhebt sich der Rest davon mächtig und beherrschend aus dem gewachsenen Felsgestein der Talmulde. Das Landsassengut Hof dürfte bereits im 8. Jahrhundert angelegt worden sein, aber erst im ausgehenden 15. Jahrhundert liegen trotz des hohen Alters klare Nachrichten über Hof vor.
Die Hofmark befand sich im Laufe der Jahrhunderte im Besitz der Familien der Pfeffinger der Prackendorfer oder der Püdensdorfer. Doch erlangte die kleine Hofmark nie eine besondere Bedeutung. Trotzdem wurde dem ”Sitz zum Hoff” um 1700 die Ehre zuteil, daß es der kurfürstliche Hofkupferstecher Wening in seine Landbeschreibung aufnahm. Im Band Straubing ist dem ”Sitz zum Hoff” eine Viertelseite gewidmet mit dazugehöriger Beschreibung. Das Wappen, das über dem Stich angebracht ist, zeigt, daß um diese Zeit die Gerbel auf Hof saßen.
Das Landsassengut ”Sitz zum Hoff” erhebt sich auf einem stark überhöhten Hügel. Ein erkerartiger Vorsprung lockert die Südseite auf. Die nordöstliche Ecke, der schwächste Punkt der kleinen Festung wird durch eine hohe Mauer und den Bergfried gesichert.
Deutlich läßt sich der Wassergraben, des ehemaligen Wasserschlosses, der später mit Steinen der Umfassungsmauer zugeschüttet und eingeebnet wurde, erkennen. Die Darstellung zeigt sich stark schematisiert und wurde wohl als Auftragswerk an Wening gegeben.
Im Jahre 1860 fertigte Christian Ludwig Boesner vom Schloß Hof bei Cham eine bemerkenswerte, detailfreudige Sepiazeichnung (grau- braunschwarz) an, die sich heute im Besitze des Historischen Vereins Regensburg befindet (195×203 mm).
Der gelernte Jurist Christian Ludwig Boesner (1797-1880) war als Regierungssekretär im Staatsdienst in Regensburg tätig. Als Künstler galt er als Autodiktakt, entwickelte aber besondere Fähigkeiten in der Aquarell- und Deckfarbenmalerei. Er fertig neben anderen Bildern auch um 1860 eine Zeichnung von der Schloßanlage Hof an. Hier ist der Edelsitz noch weitgehendst erhalten, wenn auch bereits einzelne Schäden zu erkennen sind.
Der Gebäudekomplex zeigt sich aber immer noch als stark befestigt und wehrhaft. Der mächtige Bergfried ist mit einem steilen Walmdach bekrönt, davor ein befestigter Anbau, der im unteren Bereich tiefe Risse und Sprünge aufweist.
Der Torbau mit der Umfassung eines flachen Dachabschlusses besitzt ein gotisches, spitzbogiges Eingangstor, darüber ein Rundbogenfenster mit zwei Nebenfenstern. Angeschlossen daran erhebt sich der eigentliche gotische Satteldachbau, wo heute noch Teile dieses Baues mit den großen Kelleranlagen und Tonnengewölbe geblieben sind.
Davor steht ein Waldlerhaus mit Legschindeldeckung und Steinbeschwerung.
Während Wening den ”Sitz zum Hoff” von Süden betrachtete, so zeichnete Bösner die Schloßanlage von Norden. Das Spezialbild wirkt aber im ganzen doch etwas romantisch verklärt und mystifizierend, wie es um die Mitte des vorigen Jahrhunderts von den Künstlern üblich war.
Später ist der Sitz zum Hoff noch einmal abgebildet, und zwar auf einer Lithographie aus dem Werk von Stuckenbrock: ”Burgen und Schlösser im Bayerischen Wald”, erschienen in Cham in der Druckerei Jakob 1886.
Stich um 1870 von J. E. Jakob
Hier sehen wir Hof nur mehr als ein hohes Haus, das sich auf einem Hügel am Fuß des Lamberges erhebt. Turm und Vorbau sind verschwunden, von der Mauer ist nur mehr ein kleiner Rest vorhanden. Hof teilte das Schicksal der meisten Burgen und Schlösser unserer Heimat: in der frühen Geschichte gegründet im Mittelalter als Edelsitz in hoher Blüte stehend, im 30-jährigen Krieg zerstört und ausgebrannt, später von seinen Gutsherren herabgewirtschaftet und vergantet, ist heute nur mehr ein kümmerlicher Rest seiner großen Vergangenheit.