Einmal mehr platzte das Feuerwehrhaus in Hof aus allen Nähten, als die Feuerwehr just am Freitag, dem 13. Dezember einen Historienabend zu alten Adventsbräuchen durchführte. Einer Einladung von Annette Steinkirchner folgend hatte Kreisheimatpfleger Hans Wrba teils gruselige Geschichten vorbereitet, die sich die Menschen bis etwa Mitte des 20. Jahrhunderts noch erzählt hatten. Um sich dafür zu stärken, gab es für die Anwesenden zuerst Wurstsalat und Gulaschsuppe, zubereitet von Helga Schäffner und Annette Steinkirchner sowie leckere Gebäckteilchen, gebacken von den designierten Festdamen des 150-jährigen Gründungsfestes im Juli 2026. Nach der Begrüßung durch 2. Vorstand Helmut Baumgartner und einer musikalischen Einleitung durch die junge Eva Kirchhofer mit ihrem Akkordeon begann Hans Wrba gleich mit einer besonders schaurigen Geschichte. Von der Luzier mit der Sichel, einem mit Steinen gefüllten Drahtkorb und einer Schüssel, in der Blut und Gedärm aufgefangen werden sollten. Unfolgsamen Kindern wurde mit der Luzier gedroht, die ihnen angeblich den Bauch aufschlitzen und ihn mit Steinen füllen würde. Eines Tages geriet die Luzier jedoch an einen zwar frechen, aber mutigen Jungen. Der wollte sich von der dunklen Gestalt, die da des Abends plötzlich vor ihm stand, nicht einschüchtern lassen und zog ihr mit einem glühenden Schürhaken über den Leib. Am nächsten Tag fand der Bub seine Mutter krank im Bett vor… Auch so ein übler Geselle war der „Dammer mit dem Hammer“, der am Vorabend des Apostelfestes Hl. Thomas erschienen sein soll, um mit einem schweren Schmiedehammer bösen Buben den Kopf einzuschlagen. Diese sogenannte Thomasnacht (21. Dezember) war die erste der Rauhnächte, in denen die Menschen damals mit Räuchern Böses aus den Häusern vertreiben wollten. Da dabei auch viel Aberglaube im Spiel war, kamen die Bräuche bei der Geistlichkeit nicht gut an. Vor den Rauhnächten fanden die Losnächte statt, beginnend am 30. November. Von dieser Andreasnacht ist eine Geschichte von der „Wilden Jagd“ überliefert, die sich etwa um die Wende vom 19. auf das 20. Jahrhundert ereignet haben soll. Vier alte Herren erzählten beim Bräu in Chammünster Schauergeschichten von Raubrittern, Pferdedieben, Hexen und sonstigem Gesindel. Alle Wirtshausbesucher hörten den alten Geschichten gebannt zu, bis auf einen stockbetrunkenen Ochsenknecht, der alles für erstunken und erlogen hielt. Auf dem Nachhauseweg wurde er jedoch eines Besseren belehrt, denn plötzlich kam ein Sturm auf und das Heer der verbannten Geister, darunter der Tod höchstpersönlich, kamen durch die Luft herbeigeflogen, schlugen den armen Ochsenknecht, trieben ihn vor sich her und nahmen ihn dann mit auf ihrer „Wilden Jagd“ dreimal um den Lamberg herum. Nur dank eins Kräutersäckchens seiner Mutter hatte der Ochsenknecht überlebt. Hans Wrba führte aus, dass diese und andere Schauergeschichten mit der wachsenden Fortschrittsgläubigkeit der Menschen immer mehr verschwunden sind. Sie wurden nach und nach durch die heutigen Bräuche ersetzt, die gar nicht so alt sind wie man oft meint. So gibt es den ersten Hinweis auf eine bayrische Krippe zwar bereits 1577, in Privathaushalten gab es sie in unserer Gegend bis ins 20. Jahrhundert hinein so gut wie gar nicht, dazu waren die Menschen im Bayerischen Wald zu arm und zu beschäftigt. Christbäume kamen in Deutschland erst Mitte des 19. Jahrhunderts auf. In Cham ist der erste Christbaum 1839 belegt, was sehr früh war, denn auch in der Münchner Residenz ist ein Christbaum erst im Jahr 1840 belegt. Statt Christbäumen und Krippen gab es in Privathaushalten das sogenannte „Fatschenkindl“, eine mit bunten Bändern umwickelte kleine Figur, die Jesus als Kind darstellen sollte, und das „Paradeisl“, ein Gesteck aus vier roten Äpfeln, die mit bemalten Stöcken zu einer Pyramide verbunden und mit Kerzen verziert wurden. Ein solches hatte der Hans Wrba auch zu seinem Vortrag mitgebracht. Zum Abschluss bemerkte er, er halte es nicht für sinnvoll, alte Bräuche zwangsweise am Leben zu erhalten, Bräuche würden eben auch dem Wandel unterliegen. Die Hofinger saßen nach diesem hoch interessanten Vortrag noch lange beieinander und trugen so zum lebendigen Brauch bei, dass man sich in der „staaden Zeit“, wenn die Feldarbeit erledigt ist, trifft und die Gemeinschaft pflegt.